Nr. 4) Kalte Nasen und schönes Wetter

Buona Notte!

Die zweite Woche verging wie im Flug. Wie aus heiterem Himmel war es wieder Sonntag (wie kann das sein – ich dachte eine Woche hat 7 Tage! ;-)). Entweder waren die Tage zu lang oder die Nächte zu kurz – jedenfalls leide ich noch etwas an den Nachwirkungen 😉 Die dritte Woche ließ ich deswegen etwas langsamer angehen – aus diesem Grund dauerte das Verfassen dieser Email etwas länger (die Begründung für alle, die sich schon gefragt haben, wo meine wöchentliche Rundmail bleibt!). Vielleicht werde ich ab jetzt nur noch alle zwei Wochen eine Rundmail schreiben – der Alltag schleicht sich langsam von hinten an und beansprucht prozentual gesehen schon einiges an Zeit (dieser Schweinehund ;-)). Ich denke ihr kennt dieses Phänomen?!

Die zweite Arbeitswoche (nach meiner Zeitrechnung WE 2 +- 100% Urlaub) war primär vom OpenDay geprägt. Am OpenDay wurden für unsere Kunden verschieden Vorträge angeboten und es gab Zeit zum gemeinsamen Austausch. Der „bedeutende Tag“ war zentral in der Arbeitswoche eingebettet – Mittwoch. Jedoch gingen diesem Tag, am Anfang der Woche, einige hektische/panische Vorbereitungen voraus. Alles musste hergerichtet werden, die Demosysteme sollten lauffähig sein, und das gute Wetter wurde eingeflogen 😉 Da ich für den Tag ein Demosystem fertigstellen sollte, wurde auch für mich der Anfang der Woche ein bisschen hektischer;-) Eigentlich ein relatives einfaches System – 4 Kameras freilaufend. Hätten mir dabei mal nicht die Hardwarekomponenten fast einen Strich durch die Rechnung gemacht! Ein nicht funktionelles Kabel, ein Rechner/Netzteil mit zu wenig 4-Pol Adaptern zum Betreiben der Einsteckkarten. Aber wie gut, dass es doch noch wagemutige Kollegen gibt. Die Erweiterung des Stromnetzes innerhalb des PCs war relativ einfach. Zwei 4-Pol Adapterkabel abkappen, mit einer großen Klemmleiste wieder zusammensetzten und die Stromnetzerweiterung nicht vergessen (bitte verzeiht mir diese Terminologie – vor allem die Elektrotechniker unter euch – aber ich habe die richtigen Bezeichnungen vergessen – werde alt bzw. leide immer noch unter Schlafmangel ;-). Kurz: Ein selbstgebasteltes 4-Pol Y-Stromversorgungskabel. Während dieser wagemutigen Aktion war ich mir nicht ganz sicher, ob wir wussten, was wir da denn eigentlich gerade machen ;-). Im schlimmsten Fall wäre der Rechner am Ende in Flammen aufgegangen! Oder so ähnlich 😉 Hatten aber noch einmal Glück! Das System lief am Ende fast einwandfrei 😉 

Am Dienstagabend traf zudem eine Delegation deutscher Kollegen im UK-Office ein. Ein Traum!! Denn es gab für mich ein richtiges Survival-Packet, bestehend aus 2x Bretzeln (mein Abendessen!), 4x gutes deutsches dunkles Bier und ein halbes Graubrot (dies ist auf der Insel etwas rar!) und eine schöne, weiße Stemmer Bluse. Nochmals vielen Dank dafür! Das nennt sich kultureller Austausch!! 😉 Als Gegenleistung gab es am Ende der Woche ein Packet guter (??) englischer Wurst für ein paar deutsche Kollegen – in diesem Fall gehen die Aussagen und Geschmäcker englischer und deutscher Kollegen teilweise weit auseinander (habe die Wurst selbst noch nicht probiert). An diesem Abend war es das erste Mal nach langer Zeit, dass mich das Heimweh etwas überkam. Zu viele bekannte Gesichter 😉  Versteht mich bitte nicht falsch – ich habe mich gefreut, euch wieder zu sehen, aber an dem Abend war es mir etwas zu viel. Wie gut, dass es an dem Abend etwas Ablenkung gab. Zurück in der WG durfte ich zum Abendbrot Cottage Pie mitessen. Ein typischen englisches Gericht bestehend aus einer Schicht gehacktem Lamm (Lamp Mint) und einer Schicht klein geriebener Kartoffeln, sozusagen als zweite Schicht. Die Kunst bei diesem Gericht ist, dass das Fleisch schön saftig bleibt. Sehr lecker!! Hatte wohl bei dem Gericht Glück! Ansonsten soll es anscheinend ungenießbar sein 😉 Danach ging es ins Orchester. Wir haben uns extra etwas früher zu Marschprobe getroffen – es wurde trotzdem viel zu schnell dunkel – sodass an spielen kaum zu denken war. Vielleicht war es auch ganz gut 😉 Bei der 180 Gradwendung musste man höllisch aufpassen, nicht in seinen Vordermann/Hintermann zu laufen! Hierbei war ich immer versucht in die falsche Richtung abzubiegen 😉

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Orchester-Outfit (ich weiß, die Schuhe passen nicht ;-)).

Am Mittwoch war dann (endlich) der besagte OpenDay. Die Nacht zuvor war viel zu kurz und der Wecker hat logischer Weise viel zu früh geklingelt! 😉 Der Tag verlief gut. Zwar wurde 5 Minuten vor Beginn die Raumaufteilung noch einmal umgeschmissen und dessen Nummerierung umgedreht. Was kurzfristig zu einiger (vor allem persönlicher) Verwirrung führte…

Ein paar Eindrücke möchte ich von diesem Tag noch festhalten – primär das Essen betreffend 😉 Ich glaube, dass Ziel des Tages war es uns zu mästen! Angefangen hat alles gegen 10:00 Uhr mit kleinen Cup-Cakes – kleine Kuchen, etwas kleiner als ein Muffin – mit Sahne-Toppings und Stemmer Logo. Daran konnte man sich schon satt essen. Mittags ging es dann mit dem „Highlight“ weiter – eine ganze Sau am Spieß. Hammer!! Das Fleisch wurde in einer Semmel verpackt und verspeist. Wenn ihr nun aber glaubt, dass die Engländer dabei nicht auch ihren eigenen Geschmack entwickelt haben – der irrt gewaltig. Dazu wurde eine apfelmusähnliche Soße gereicht und noch irgendetwas fester Konsistenz, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe 😉 Sehr interessant! Wenn man zu dem Zeitpunkt vor lauter Essen noch nicht geplatzt ist, hatte man die Möglichkeit einen „Pudding“ als Nachspeise zu essen.  Diese Bezeichnung ist nicht mit unserem Pudding vergleichbar, dessen Substanz eher wackeliger Natur ist. Auch sollte man bei diesem Gericht nicht an „Black Pudding“ denken – was eine englische Wurstspezialität ist. Nein! Pudding ist einfach nur ein Überbegriff für Nachspeise. Es gab gefüllte Schokowindbeutel, verschiedene Creme-Törtchen (Schoko oder gefüllt mit Früchten), und kleine Törtchen fraglicher Substanz und Inhalt. Der gemeine Engländer garniert dieses Essen noch mit flüssiger Sahne(?) – Cream. Danach war an eine weitere Fortbewegung nicht mehr zu denken 😉 Am Ende des Tages ging es dann noch zum gemeinsamen Biertrinken mit der Techies… Mhh.. unabsichtlich wurde ich fast vergessen – meinem Kollegen tat das natürlich unendlich leid! Wer denkt, dass die Fressorgie nun ein Ende hat, irrt auch hier gewaltig! Abends ging es dann noch mit ein paar deutschen Kollegen und Lieferanten beim Inder essen. Dort gab es erst einen Appetizer, gefolgt von einer Vorspeise und einem Hauptgericht. Beim Hauptgericht musste ich jedoch kapitulieren. Ich war voll bis oben hin (Oberlippe Unterkante ;-)) !! 😉 Auf der Heimfahrt hatte ich zum Glück einen Kollegen neben mir sitzen (für ihn war es etwas ungewohnt, kein Lenkrad vor sich zu haben!). Die Straße, die ich fahren wollte, war gesperrt. Da er sagte, er kenne den Weg – habe ich ihn navigieren lassen. Gefühlt sind wir bis zur Südküste und wieder zurück gefahren, um am eigentlichen Ziel anzukommen 😉 War mir zwischenzeitlich nicht sicher, wo wir uns befanden und ob er wirklich den Weg kannte oder diesen nur geraten hatte ;-). Nachdem ich ihn abgesetzt habe – habe ich wieder meinen Navi vertraut! 😉

Die Woche war definitiv viel zu kurz! Am Freitagabend stand dann noch Badminton mit den Kollegen auf dem Plan 😉  Das Wochenende war auch verplant. Samstagvormittag stand das wöchentliche Einkaufen an, zudem habe ich meinem Vermieter und seinen Jungs eine Lasagne versprochen (siehe Bild im Anhang). Nachmittags ging es dann in den Hochseilgarten (Go Ape) in Alice Forest. Am Sonntag ging es dann mit dem Orchester nach Egham (Nähe Heathrow) zum Guards Polo Event.

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Lasagne alla Mama

Ich muss zugeben, dass ich vor dem Hochseilgarten etwas Respekt hatte – vor allem, wenn man bedenkt, was das letzte Mal passiert ist! An dem Morgen habe ich entsprechende Vorkehrungen getroffen und mir zuerst einmal eine Art Tape (als Stütze) für meinen Knöchel gekauft. Wir hatten alle etwas Bammel vor dem Hochseilgarten, der aus 5 verschiedenen Parcours bestand – am Ende jeweils mit einem Flying Fox (respektive Zipping down). Insgesamt waren wir zu dritt in den Bäumen unterwegs – natürlich gab es noch andere Besucher und Teilnehmer ;-). Nach einer kurzen Einführung wurden wir uns selbst überlassen. An der Kletterausrüstung war eine Pfeife vorhanden, falls irgendetwas passiert 😉 Nur für den Notfall. Da fühlt man sich sicher!! 😉 Es war sehr lustig und wir hatten ziemlich viel Spaß – von Zipping Down, Tarzan Swings, Krabbeln, Balancieren, Brücken, etc. Zum Glück gab es beim Zipping Down diesmal keine Steinvorsprünge! Sondern der Bereich war mit Hackschnitzeln ausgelegt. Gott sei Dank (ich wollte nicht mit den Füßen zu erst aufkommen! ;-)), habe ich meistens mit meinem Hinterteil gebremst – was auch nicht sehr vorteilhaft war – verdammte Hackschnitzel 😉 Wir hatten wunderbares Wetter und das letzte Zipping Down haben wir bei Sonnenuntergang gemacht. Wir haben nicht gesehen, wo eigentlich das eigentlich Ende ist, da uns die Sonne in den Baumwipfeln geblendet hat. Es war ein anstrengender, aber sehr schöner Tag. Ich glaube, mein Kollege, den ich mehr oder weniger dazu gezwungen habe (! ganz so schlimm war es dann doch nicht ;-)), wird dieses Abendteuer so schnell nicht mehr mitmachen. Mhh… das verstehe ich irgendwie nicht 😉 

Am Sonntagmittag ging es dann zum Guards Polo Event. Natürlich in voller Montur. Falls man jemanden umbringen möchte, man schenke demjenigen eine Fliege! Ein sehr interessantes Event. Ich bin mir bis heute noch nicht sicher, wie man Polo spielt 😉 Wir haben zwischen den Pausen gespielt bzw. sind „verplant“ über das Polofeld marschiert (teilweise, als sich die Polospieler gerade aufgewärmt haben mit ihren Pferden!). Da muss man fast Angst haben, nicht vom Ball getroffen werden. Jedenfalls ist dies ein sehr teuer Sport, da jeder Spieler mindestens 5 Pferde zum Wechseln hat. Zudem war das Zuschauerklientel doch sehr typisch englisch polo-mäßig gekleidet – so wie man es aus dem Fernsehen kennt. Dort laufen schon lustige Vögel herum! Zwar war es nicht so formal, dass die Damen Hüte getragen haben, aber man sah den Leuten schon an, dass diese aus der (möchte gern??) Highsociety – Elite kamen. Bei der Notenauswahl/suche hatten meine Mitspieler ihren Spaß mit mir 😉 Auf unserer Musikliste stand das Stück „Silence“. Eine andere Klarinette meinte zu mir, dass sie mir alle fehlenden Stücke kopiere, auch dieses. Am Ende wurde ich darüber aufgeklärt, dass dies einfach nur Ruhe bedeutet – also dass wir zu dem Zeitpunkt nicht spielen ^^. Ähm.. ja.. darauf hätte man auch selbst kommen können ^^ Aber Hauptsache der Rest hatte seinen Spaß 😉

Die dritte Woche war primär vom nicht-existierenden Wochenende und Schlafentzug geprägt 😉 Bis auf die regelmäßigen Termine wie Orchesterprobe und Badminton stand nichts an 😉  Sodass ich die Zeit für Erholungspausen nutzen konnte.

Bis auf einen absolut „miesen“ Freitag war die Woche eigentlich ganz gut 😉 -> ich übertreibe etwas 😉 Der Tag wurde schon von einer depressiven Grundtendenz am Morgen begleitet. In der Früh gab es kalten Tee (war zu langsam beim Trinken!), dann wurde meiner Planung für das Wochenende ein Strich durch die Rechnung gemacht (wollte eigentlich nach Brighton – jetzt genieße ich die Ruhe), danach ging mein Ohrring kaputt. In der Arbeit bin ich an den einfachsten Dingen verzweifelt (das Setzten einer Textbox, Mutexe, Threading) und zudem hatte ich Hotline (wer sagt, dass man die Kunden/Anrufer verstehen muss?! Oder das Problem lösen kann?!). Auf meinem Handy hat mich dann noch ein Versicherungsvertreter angerufen, der mir eine Gesundheits-Zusatz-Versicherung-die-jeder-Engländer-haben-muss-der-eine-Kreditkarte-besitzt aufschwatzen wollte. Bin mir bis jetzt nicht sicher, um was es ging, habe den Typen jedenfalls nicht verstanden. Aber als ich ihm erklärt habe, dass ich nur eine „Leiharbeiterin“ aus Deutschland bin, war er sehr kurz angebunden 😉 Abends stand ich dann vor einem leeren Kühlschrank (ich dachte immer, der füllt sich von alleine wieder auf – habe mich wohl geirrt!). Habe nur noch Obst und einen Salatkopf im Kühlschrank – danach bestand mein Abendbrot aus Schoki und Gummibärchen 😉 Sehr gesund!!! 😉 Ich denke, ich werde meine derzeitige Wochenendplanung genießen: NIX! Kein Sightseeing, keine Aktivitäten – einfach NIX 😉

Wahnsinn, jetzt ist diese Mail schon wieder ziemlich lang geworden. Ich entschuldige mich im Voraus (eigentlich eher im Nachhinein!) für die vielen Falten, die ihr während des Lesens bekommen habt ;-).

 Nachfolgend gibt es noch ein paar allgemeine Eindrücke:

Verkehr

Man stelle sich folgende Situation vor: Auf einer Straße ist eine Straßenseite zugeparkt, sodass eigentlich nur noch ein Auto Platz hat. Gefühlt ist es eigentlich nicht möglich, dass zwei entgegenkommende Autos dort gleichzeitig (zusätzlich zu den geparkten Autos) entlangfahren können. Wenn man alle physikalischen Gesetze und die geschätzten Abmessungen außen vor lässt und den Fahrstil der Engländer addiert, ist dies definitiv möglich. Da spielt auch die Größe/Breite eines Autos keine Rolle mehr (diese ist in der Rechnung Vernachlässigbar!). Man kann wie gewohnt mit 30 mph (Miles per Hour, ungefähr 50 Kmh) diese Straße entlang fahren. Im Schlimmsten Fall hat man auf beiden Seiten noch 3cm Platz 😉 Man gewöhnt sich mit der Zeit dran!! 😉 Leider gewöhnt man sich diese schlechte Angewohnheit auch selbst viel zu schnell an.

Ach ja.. aus irgendwelchen Gründen ist die Staugefahr in England nicht sehr vorhersehbar. Für die Strecke von der Wohnung zur Arbeit habe ich letzten Montag sage und schreibe 40 Minuten gebraucht. Dies war um die Uhrzeit nicht vorhersehbar. Eigentlich brauche ich für die Strecke nur 10 Minuten 😉

Urlaub

Die Engländer haben wesentlich weniger Urlaubstage als wir Deutsche. Hinzukommt, dass es hier weniger Feiertage als in Bayern gibt. Und am 24.12 wird regulär ein ganzer Tag gearbeitet. Wahnsinn!!

Redewendungen

Oh ja.. eine schöne Sache.. englische Redewendungen 😉 Wenn man jemanden zum Beispiel fragen möchte, was er denn heute macht bzw. ob er/sie irgendetwas Interessantes geplant hat, bieten sich folgende Phrasen an:

“What are you up to today?”

“Have you been up to anything fun?”

Wenn jemanden eine Situation völlig kalt lässt (sprich wenn derjenige keine Angst hat z.B. vor dem Hochseilgarten), kann man die Person mit folgender Phrase beschreiben: „Cold like a cucumber“ (Übersetzung: Kalt wie eine Gurke!) ;-). Wenn etwas nicht so läuft wie man es sich vorstellt könnte man sagen: „I want cry in a bucket“.

Personenbezeichnungen

Wenn eine Person „cheeky“ ist, ist diese üblicherweise frech.

Ein „Smart Ass“ bezeichnet einen Klugscheißer.

„Naughty“ bezeichnet u.a. eine unartige Person. Z.B. wenn das Kind irgendetwas ausgefressen hat, sagt man meist zu ihm/ihr „Naugthy girl/boy“. Der Begriff ist aber zweideutig! 😉 Also Achtung!

Ich hoffe, euch geht es gut und ihr könnt das Wochenende genießen! Lasst mal was von euch hören 😉 (-> dies betrifft nicht alle ;-)).

P.S. : Ich entschuldige mich jetzt schon für alle Rechtschreib und grammatikalischen Fehler!  Nobody ist perfekt und es ist schon spät 😉

P.S. die Zweite: Ich sehe gerade, dass ich mich an einer Stelle wiederhole! Entschuldigung…

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