Week 3 – Ernst des Lebens

Buona sera,

die erste „offizielle“ Woche meines Auslandsaufenthaltes habe ich nun überstanden und habe sogar bis zum Wochenende überlebt 😉 Die beiden Wochen davor werden nach meinem persönlichen Empfinden als „Urlaub“ verbucht. Vielleicht hätte vorher mal einer die Güte gehabt mir zu erzählen was zusätzlich neben der Arbeit anfällt – die wohlgemerkt den Hauptteil des Tages in Anspruch nimmt. Angefangen, von nicht verhungern (was habe ich noch im Kühlschrank – ist das noch essbar?) bis hin zum Wäsche waschen und Bügeln (hatte das Hemd nicht vorher eine andere Farbe, darf man Wollhosen in der Waschmaschine waschen?!). Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich wohl doch nicht bei Hotel Mama und Papa ausgezogen.

Diesmal unterteilt sich diese Email in drei verschiedene Themengebiete: Arbeitswoche, Haushalt und Wochenende. Und natürlich gibt es auch wieder ein paar allgemeine Eindrücke 😉

Die Arbeitswoche verlief eigentlich ganz gut. Morgens aufstehen, schauen was man zum Mittagessen mitnehmen kann (es gibt nur eine Mikrowelle in der Firma) und abends wieder zurück.  Eigentlich sehr einfach. 

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Erdbeertiramisu

Am Montag habe ich zwei große Bräter Erdbeertiramisu als Einstand in die Firma mitgebracht. Meine Kollegen haben sich riesig gefreut. Und ich muss zugeben, die Tiramisu hat fast so gut wie die von meiner Mama geschmeckt 😉 Das Einkaufen der Zutaten am Sonntag hat sich jedoch als kleines Abenteuer herausgestellt. Am Ende hatte ich im Sainsburry Supermarkt meine persönliche Beraterin und Führerin 😉 Man schreibe sich einen deutschen Einkaufszettel mit den Zutaten Biskuits, Quark, Schlagsahne und Mascarpone auf. Das diese Wörter im Englischen nicht gleich heißen, hätte man sich eigentlich denken können – bis auf Mascarpone. Die Biskuits heißen „Sponge Fingers“ (wer kam denn auf diese kluge Idee?!), Schlagsahne heißt „Whipping Cream“ (es gibt die diversesten Cream-Sorten!!! Also Vorsicht!) und Quark heißt „curd cheese“ (ich bin mir bei dem Wort „curd“ nicht ganz sicher – kann auch anders heißen). Am Ende hat es jedoch richtig gut geschmeckt – auch wenn ich während der Zubereitung nochmal in den Supermarkt fahren durfte – da ich zu wenig eingekauft hatte 😉

Am Montagabend haben wir mit dem Firmen-Badminton angefangen. Wir waren insgesamt zu viert – zwei Frauen und zwei Männer. Es war sehr lustig. Obwohl meine männlichen Kollegen danach Angst vor mir hatten – they were scared. Okay einer hatte es auch wirklich schwer – ich habe ihn meistens immer auf Halsebene getroffen. Meistens haben sie sich aber schon im Voraus vor meinen Schmetterbällen geduckt – ich weiß, ich bin ab und zu schon etwas fies 😉 That’s me 😉 Aber es war trotzdem sehr lustig. Am nächsten Morgen hat mich mein Kollege gefragt, ob ich schon das blaue Auge meiner Kollegin gesehen habe (hatte sie an dem Abend im Gesicht getroffen). Schreck!! Vielleicht sollte ich meine Spieltaktik doch lieber einmal überdenken. Zum Glück hat er mich nur aufgezogen! 😉 Grmpf… 😉

Dienstagabend war wieder Orchesterprobe. Auf dem Programm stand Marschprobe, um für das nächste Event (Guards Polo) am kommenden Sonntag zu üben. Diese Art von Marschieren ist auf alle Fälle sehr gewöhnungsbedürftig. Spielen und marschieren kenne ich schon. Jedoch nicht im Militärton. Das abgefahrenste war jedoch, als wir eine 180 Grad Wendung gemacht haben und das während wir gespielt haben. Das bedeutet, dass der Vordermann/frau einem entgegenkommt. Da ist die Gefahr einer Kollision sehr hoch, falls man in die falsche Richtung umkehrt 😉

Die Hotline am Freitag war ruhig 😉 Dafür fühlte ich mich am Freitag etwas over-dressed. Keiner hat mir gesagt, dass am Freitag immer „Casual Friday“ ist. Alle liefen in Turnschuhen, Jeans/kurze Hosen und T-shirt durch das Büro. Zum Glück habe ich das schon am ersten Freitag herausgefunden – ein anderer Kollege meinte zu mir, dass er es erst nach 3 Monate herausgefunden hatte 😉 

Ach ja. Meine Kollegen versuchen ab und zu (jedenfalls bei einfachen Sätzen) deutsch zu reden. Ist ganz nett 😉 In England kann man während seiner Schulzeit meist zwischen zwei Sprachen wählen – Französisch und Deutsch. Und viele wählen Deutsch. Ich bin mir jedoch noch nicht ganz sicher, wie viele meiner Kollegen meine Flüche verstehen werden 😉 Aber das werde ich noch herausfinden 😉 Vielleicht 4 oder mehr!?! Wer weiß… 

Es ist schon sehr interessant, welche Vorurteile die Leute doch haben. Vor allem da ich mittlerweile beide Seiten zu hören bekomme. Lustiger Weise sind diese sich doch sehr ähnlich. Von England sagt man unter anderem, dass es immer nur schlechtes Wetter gibt (stimmt gar nicht – hatte bis jetzt nur 4 oder 5 Regentage) und das es keine Esskultur gibt (stimmt auch nicht). Bezogen auf das Essen wurde etwas Ähnliches über Deutschland geäußert und das wir uns immer fest an unsere Arbeitszeiten halten und um 5 Uhr nach Hause gehen 😉 Mhh… manchmal sieht die Wahrheit doch anders aus! 

Am Wochenende wurde alles abgearbeitet, was über die Woche liegen geblieben ist (Einkaufen, Tanken – das erste Mal in meinen Leben 😉 ist ja doch nicht so schwer ^^, Waschen, Bügeln). Während des Bügelns habe ich den Entschluss gefasst, mir ab jetzt nur noch Herrenhemden kaufen werde – diese sind definitiv einfacher zu bügeln aus Frauenblusen. Am Ende sahen meine Blusen ähnlich aus wie nach gewaschenem Zustand – nur das jetzt die Falten etwas akkurater in Stoff gebügelt sind ;-)). 

Am Samstagabend ging es zum Pool spielen in einem typisch englischen Pub. Meinen Mitspielern habe ich erst einmal ein Rätsel aufgegeben – als ich sie fragte, ob sie Lust hätten Billard spielen zu gehen (hätte ja seien können, dass es hier genauso heißt – musste feststellen, dass dies nicht der Fall ist ;-)). Dafür musste ich bei der Antwort erst einmal die Jungs meines Vermieters konsultieren, um mir eine Redewendung übersetzten zu lassen ;-). Redewendungen und Slang sind doch nicht so einfach zu verstehen – aber dafür bin ich ja hier 😉 Und am Ende rede ich noch den selben Kauderwelsch 😉 Mhh.. ob das das Ziel dieses Jahres ist?! Das darf sich jetzt jeder selber denken 😉 Was man beachten sollte, wenn man in einem Pub ausgeht, dass mein nicht getrennt zahlt. Das bedeutet, dass jeder eine Runde bestellt und bezahlt. Die Schlussfolgerung: je mehr Leute dabei sind, desto mehr trinkt man am Ende 😉 Was, bleibt jedem selbst überlassen 😉

Heute (Sonntag – 9.9.2012) habe ich wieder etwas Sightseeing veranstaltet. Diesmal ging es nach Winchester – eine sehr schöne kleine Stadt. Ich habe mir die Kathedrale, das College (nur von außen), Wolvesey Castle, die Great-Hall und das West-Gate angeschaut. Falls jemand mal die Arthus-Tafel sehen möchte ist hier richtig ;-). Auch wer auf den Spuren von Jane Austen wandeln will, findet hier viele Anhaltspunkte 😉 Heute gab es wieder wunderbares sonniges Wetter – bis zu 23 Grad Celsius. Vor der Kathedrale habe ich mir beim public Viewing noch etwas die Paralympics angeschaut, während ich mein Mittagessen gegessen habe. Zudem war es erstaunlich wie viele Deutsche heute dort Sightseeing veranstaltet haben 😉 

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Winchester Cathedral
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Arthurs Tafelrunde

Mhh.. was gibt es noch über England zu berichten?! Eigentlich nicht mehr viel. Wobei zwei Eindrücke habe ich noch:

  •  Das Wetter: Nachts wird es hier immer sehr kalt, während es tagsüber wirklich warm werden kann. England ist somit eine natürliche Autowaschanlage 😉 Dadurch, dass es nachts auch sehr feucht ist, reicht es aus wenn man am Morgen sein Auto einmal trocken wischt und schon sieht es aus wie neu 😉 Alternativ kann man auch etwas warten, bis die Sonne auf geht. Den einen morgen hatte die Sonne schon auf die eine Seite meines Autos geschienen. Jedenfalls sah es so aus, als würde mein Auto brennen, da die Wassertropfen in der Sonne verdampft sind. Faszinierend.
  •  Die Engländer haben auf manchen Straßen kleine Hügel/Quadrate als Barrieren im Abstand von 250 Yards eingebaut, damit man nicht so schnell fährt. Wobei wenn man gezielt drüber fährt, passen die Räder genau außen daran vorbei. Je nachdem wie holprig die Strecke während der Fahrt ist, merkt man wie müde (oder betrunken) man ist. Man kann trotz dieser Barrieren die Straße in angemessener Geschwindigkeit befahren 😉

 So, dass war es erst einmal 😉 Mal schauen, was die nächste Woche bringt!

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